Am 7. Oktober startet die National Hockey League (NHL) in die Saison 2022/2023. Nachdem die Regentschaft des Tampa Bay Lightning von der Colorado Avalanche gebrochen wurde, ist die Lawine aus Denver der neue Gejagte! In der alljährlichen Preview-Serie rückt Hockey-News.info jeden Tag ein anderes Team in den Fokus.
Mit 111 Punkten legten die Calgary Flames im Vorjahr ihre zweitbeste „regular season“ der Vereinsgeschichte hin. Nur 1988/89 war man mit 117 Zählern besser. Zum achten Mal in der Historie Calgarys konnte man sich den Division-Titel sichern und ging damit als #1 aus der Pacific Division in die Playoffs. Dort mühte man sich in Runde 1 gegen die Dallas Stars, setzte sich am Ende aber in einem alles entscheidenden Game 7 durch. Danach wartete das viel erwartete „Battle of Alberta“ wo man gegen die Edmonton Oilers aber klar den Kürzeren zog. Es folgte eine turbulente Sommerpause, in welcher die beiden Topscorer Johnny Gaudreau und Matthew Tkachuk den Verein verließen, das Management um General Manager Brad Treliving aber einen sehr guten Job machte um die Abgänge zu kompensieren und die Flames konkurrenzfähig zu halten. Headcoach Darryl Sutter muss nun erneut eine Einheit formen, die sich erneut offensiv schlagkräftig, aber auch defensiv gut eingestellt präsentiert. Im Vorjahr erzielten die Flames 291 Tore (Top 6 ligaweit) und kassierten lediglich 206 Gegentreffer – nur Carolina und die New York Rangers mussten weniger Verlusttreffer hinnehmen.
Calgary Flames Infobox | |
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Zugänge: | Jonathan Huberdeau, Nazem Kadri, MacKenzie Weegar, Cody Eakin, Kevin Rooney |
Abgänge: | Johnny Gaudreau, Matthew Tkachuk, Sean Monahan, Erik Gudbranson, Calle Jarnkrok |
2022 1st Round Pick: | - |
Top 3 Prospects: | Dustin Wolf, Matthew Coronato, Jakob Pelletier |
In der Offensive gab es ein regelrechtes Erdbeben, denn mit Johnny Gaudreau und Matthew Tkachuk sind die beiden Topscorer der letzten Saison nicht mehr im Aufgebot. Zusammen kamen die beiden US-Cracks auch unglaubliche 219 Punkte, Gaudreau landete mit 115 hinter Connor McDavid auf Rang 2. Nach über 600 Spielen für die Flames wechselte Gaudreau in den Osten, aber nicht, wie viele erwarteten, nach Philadelphia, sondern zu den Columblus Blue Jackets, wo er einen 68,25 Millionen US-Dollar schweren 7-Jahresvertrag unterzeichnete. Doch damit nicht genug: zehn Tage später verließ der zweite Topscorer das Team, Matthew Tkachuk wurde zu den Florida Panthers getradet. Im Gegenzug erhielt man aber niemand geringeren als den 29-jährigen Jonathan Huberdeau, der mit 85 Vorlagen der beste Assistgeber der abgelaufenen Spielzeit war – auch er kam auf beeindruckende 115 Zähler. Der Vertrag mit dem Kanadier wurde auch gleich um 84 Millionen US-Dollar bis 2031 verlängert. Damit haben die Flames einen adäquaten Ersatz für den Flügel gefunden. Auf der Centerposition verstärkte man sich mit Nazem Kadri, der eine der heißesten Free Agent Aktien war. Im Vorjahr gewann er mit der Colorado Avalanche den Stanley Cup, nun heuerte er für sieben Jahre und sieben Millionen Dollar Jahressalär bei den Flames an. Sein Platz in der zweiten Reihe dürfte in Stein gemeißelt sein.
Im Schatten von Gaudreau und Tkachuk lieferte der Schwede Elias Lindholm im Vorjahr eine richtig starke Saison ab – 42 Tore und 40 Vorlagen bedeuteten Karrierebestwerte für den Center, der, zusammen mit Huberdeau, in der ersten Linie stürmen wird. Tyler Toffoli kam im Vorjahr aus Montreal, sein Spot in den Top Six ist sicher, gut möglich, das er in Reihe 1 eingesetzt wird. Dann dürften der vielseitige Blake Coleman und Speedster Andrew Mangiapane die Top Six komplettieren und auf den Flügeln von Kadri auflaufen. Darryl Sutter kann weiters auf den talentierten Dillon Dubé, den begnadeten Penalty-Killer und 3rd Line Center Mikael Backlund, sowie auf die „role player“ Cody Eakin, Milan Lucic, Neuzugang Kevin Rooney und Trevor Lewis zurückgreifen. Zusammen ergibt das erneut einen interessanten mich aus Skill, Speed und der notwendigen Härte. Eines der Top Prospects der Offensive ist Jakob Pelletier und der will sich im Training Camp für einen Fixplatz empfehlen. In seiner ersten Profisaison, im Dress der Stockton Heat, lieferte der kleine Flügelstürmer 62 Punkte in 66 Spielen ab. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Offensive erneut so gefährlich präsentiert – viel schlechter ist man aber nicht unbedingt geworden. Jedenfalls hielt GM Brad Treliving sein Team im „win now“-Fenster.
Calgary Flames Lineup | ||
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Stürmer | ||
Jonathan Huberdeau | Elias Lindholm | Tyler Toffoli |
Blake Coleman | Nazem Kadri | Andrew Mangiapane |
Jakob Pelletier/Cody Eakin | Mikael Backlund | Dillon Dube |
Milan Lucic | Kevin Rooney | Trevor Lewis |
Verteidiger | Torhüter | |
Noah Hanifin | Rasmus Andersson | Jacob Markstrom |
MacKenzie Weegar | Chris Tanev | Daniel Vladar |
Nikita Zadorov/Connor Mackey | Oliver Kylington/Juuso Valimaki |
Nach dem Abgang von Langzeit-Captain Mark Giordano hat sich im Vorjahr ein neues Top-Duo gebildet, was auch jede Menge Punkte abliefern konnte. Noah Hanifin scheint nun endgültig sein volles Potenzial abzurufen und auch Rasmus Andersson konnte 2021/22 alle in in gesetzten Hoffnungen vollends erfüllen. Zusammen kamen die beiden Defender auf 98 Punkte und eine kombinierte +57. In den Playoffs wurden sie, vor allem von Edmontons Superstars, zerlegt: -11 bzw. -10 in nur zwölf Spielen sprachen eine deutliche Sprache. Nichtsdestotrotz werden die beiden 25-jährigen Cracks auch heuer das Top-Pair der Flames bilden. Während Hanifin noch für zwei weitere Jahre unter Vertrag steht, läuft Andersson noch bis 2026 im Dress der Kanadier auf.
Via Trade fand der Offensiv-Verteidiger MacKenzie Weegar den Weg nach „cow-town“ und dürfte ein Dreh- und Angelpunkt im 2nd-Pair und im Powerplay werden. Weegar, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, sammelte im Vorjahr 44 Punkte im Dress der Florida Panthers ein, braucht aber einen zuverlässigen Partner an seiner Seite, der den einen oder anderen defensiven Fehler ausmerzen kann. Diesen Part dürfte der 32-jährige Chris Tanev übernehmen – er ist auch der einzige Crack des Flames-D-Squad, der älter als 28 Jahre ist – mit einem Durchschnittsalter von 26,4 ist der Verteidigerkader auf der jüngeren Seite. Für die notwendige Härte sorgt Nikita Zadorov, der in der vergangenen Saison 181 Checks austeilte. In bisher neun NHL-Saisonen und 485 Spielen kam der Russe auf über 1.400 Checks. Abgerundet wird die Defensive durch Oliver Kylington und den Finnen Juuso Välimäki, von dem man sich bisher durchaus mehr erhofft hätte. Die Saison 2022/23 dürfte wohl die letzte Chance für Välimäki werden, Spieler wie Connor Mackey sind bereits auf der Überholspur.
Eine ganz klare Rollenverteilung gibt es zwischen den Pfosten, Jacob Markstrom ist auch heuer die unangefochtene #1 im Tor der Calgary Flames. Im Vorjahr konnte der 32-jährige Schwede seine Mannschaft zu 37 Siegen führen, was für den Netminder einen neuen Karrierebestwert bedeutete. Ein Gegentorschnitt von 2,22 und eine Fangquote von über 92% waren im ligaweiten Vergleich unter den Top 4 angesiedelt. Nach einigen Experimenten scheinen die Flames nun endgültig ihre #1 gefunden zu haben, die noch dazu für vier weitere Spielzeiten unter Vertrag steht. Bereits im Vorjahr übernahm der Tscheche Daniel Vladar die Rolle des Backup, auch heuer wird der 25-Jährige für den einen oder anderen „rest day“ für Markstrom sorgen. Auch seine 13 Siege bedeuteten im Vorjahr einen neuen Karrierebestwert. Vladar geht in sein letztes Vertragsjahr und will mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Eine interessante Personalie auf der Position des Goalkeepers ist der 21-jährige Dustin Wolf, der 2019 in der siebenten Runde gedraftet wurde. Herausragende Leistungen für die Everett Silvertips in der Western Hockey League (WHL) und ein brillantes erste Profijahr im Dress der Stockton Heat lassen die Fanbase hoffen, dass hier bereits der Goalie der Zukunft heranwächst. Auch heuer wird Wolf das Tor der umgesiedelten Calgary Wranglers hüten und versuchen seine Marke von 33 Saisonsiegen noch zu übertreffen.
Hockey-News Projection: Die Calgary Flames haben einen äußerst turbulenten Sommer hinter sich, können aber positiv in die Zukunft blicken. Mit dem vorhandenen Kader sollte eine weitere Playofft-Teilnahme definitiv möglich sein.
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