Am 7. Oktober startet die National Hockey League (NHL) in die Saison 2022/2023. Nachdem die Regentschaft des Tampa Bay Lightning von der Colorado Avalanche gebrochen wurde, ist die Lawine aus Denver der neue Gejagte! In der alljährlichen Preview-Serie rückt Hockey-News.info jeden Tag ein anderes Team in den Fokus.
Nach vier Playoff-Teilnahmen in Folge verpassten die Winnipeg Jets in der vergangenen Spielzeit die „postseason“. Die Kanadier landeten in einer starken Central Division, die am Ende auch beide Wildcards im Westen stellte, nur den sechsten Platz. Verletzungen, ein äußerst schwaches Penaltykilling (75% und damit Rang 29 im NHL-weiten Vergleich) und eine gewissen Unruhe innerhalb der Mannschaft waren die Gründe für das Ende der Playoff-Serie. Für General Manager Kevin Cheveldayoff gab es im Sommer somit einiges zu tun – vor allem musste wieder Ruhe in die Mannschaft gebracht werden. Am Transfermarkt hielt das Team aus der kanadischen Provinz Manitoba die Füße still – mit Backup David Rittich, Kyle Capobianco, Saku Maenalanen und Sam Gagner sorgte man lediglich für Tiefe – echte Gamechanger waren nicht dabei. Beim NHL Entry Draft 2022 durften die Jets zwei Mal in Runde 1 ran und sicherten sich die Rechte US-Scorer Rutger McGroarty und Brad Lambert. Zweitgenannter ist eine äußerst interessante Personalie: lange Zeit wurde er als Top Prospect für den 22er Draft gehandelt, im letzten Jahr verlor er aber den Fokus und lieferte in 49 liiga-Spielen nur zehn Punkte ab – zu wenig, für den sehr früh gehypten Lambert. Das Potenzial ist aber in jedem Fall da, Lambert muss „nur“ wieder seine Liebe zum Eishockey entdecken. Eine wichtige Änderung gab es aber noch: Paul Maurice legte sein Traineramt im Dezember 2021 nieder, Dave Lowry beerbte ihn, bekam die Mannschaft aber nie so richtig in den Griff. Im Sommer wurde der ehemalige Stars-Headcoach Rick Bowness verpflichtet – mit einem neuen System soll es in Winnipeg nun wieder in die Playoffs gehen.
Winnipeg Jets Infobox | |
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Zugänge: | David Rittich, Kyle Capobianco, Saku Maenalanen, Sam Gagner |
Abgänge: | Eric Comrie, Paul Stastny, Zach Sanford |
2022 1st Round Pick: | Rutger McGroarty (14) & Bad Lambert (30th) |
Top 3 Prospects: | Chaz Lucius, Rutger McGroarty, Brad Lambert |
Mark Scheifele kritisierte sein Team öffentlich, ruderte aber in der Sommerpause wieder zurück – die Wogen sind angeblich wieder geglättet. Dabei war es auch der kanadische Center, der im Vorjahr nicht zu den gewohnt starken Leistungsträgern zählte. Zwar lieferte er 29 Tore und 70 Punkte ab, seine -17 waren aber der schlechteste Wert im gesamten Team. Auch Blake Wheeler fand defensiv nicht wirklich in die Saison. Der Captain der Jets scorte 60 Punkte, aber -15 spiegeln die Probleme durchaus wieder. Eine echte Traumsaison legte Kyle Connor hin, der nun das Scoring-Zepter der Jets endgültig an sich riss. 47 Tore und 93 Punkte – damit verbesserte er seine persönliche Bestmarke um gleich 20 (!) Zähler. Mit etwas mehr als sieben Millionen US-Dollar Cap Hit ist er im ligaweiten Vergleich richtig günstig. Bis 2025/26 scheint dem US-Crack der Platz in der Top-Line der Jets sicher zu sein. Auch Wheeler und Scheifele werden in den beiden ersten Angriffslinien auflaufen – ob zusammen oder getrennt, wird der Coaching-Staff entscheiden. Im letzten Jahr wirkte die Kombi oftmals „abgenutzt“. Der Däne Nikolaj Ehlers hat seinen Platz in den ersten beiden Sturmreihen ebenso in der Tasche wie Pierre-Luc Dubois, der mit 60 Punkten drittbester Jets-Scorer war. Der Vertrag des Kanadiers läuft allerdings nur mehr bis zum Ende der Saison 2022/23 und er macht weiterhin kein Geheimnis daraus, „eines Tages“ für die Montreal Canadiens auflaufen zu wollen. Der vorhin erwähnte Ehlers ist mit seinen erst 26 Jahren schon jetzt Dänemarks zweitbester NHL-Crack, was die Punkte angeht. Vor ihm liegt nur noch Frans Nielsen, der mit 473 Punkten noch einen Vorsprung von 115 Zählern auf Ehlers hat – allerdings bestritt Nielsen, der heuer seine aktive Karriere beendete, auch mehr als 400 Spiele mehr.
Schafft Cole Perfetti heuer den Durchbruch? Für den 10th Overall Pick 2020 könnte heuer ein Platz in den Top Six herausschauen, die offensiven Qualitäten dafür hat der Kanadier jedenfalls. Der 20-Jährige sammelte in den letzten beiden Jahren Erfahrungen in der AHL und kam dort auf 41 Punkt ein 49 Spielen. In der vergangenen Spielzeit debütierte er für die Jets uns lieferte sieben Punkte in 18 Spielen ab – heuer sollte es für einen Platz im „opening night roster“ reichen. „Dahinter“ schicken die Jets jede Menge solider „role player“ ins Rennen: Adam Lowry zählt zu den besseren 3rd Line Centern der Liga, Jansen Harkins hat sich in der Liga auch gut eingefunden und mit Mason Appleton und Dominic Toninato hat man gute Optionen für die Bottom Six. Sie alle müssen die Abgänge von Andrew Copp, der das Team zur Deadline verließ und Paul Stastny abfedern – das dürfte keine leichte Aufgabe werden.
Winnipeg Jets Lineup | ||
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Stürmer | ||
Kyle Connor | Pierre-Luc Dubois | Cole Perfetti |
Nikolaj Ehlers | Mark Scheifele | Blake Wheeler |
Jansen Harkins | Adam Lowry | Mason Appleton |
Morgan Barron/Sam Gagner | Dominic Toninato | Saku Maenalanen |
Verteidiger | Torhüter | |
Brenden Dillon | Neal Pionk | Connor Hellebuyck |
Josh Morrissey | Nate Schmidt | David Rittich |
Logan Stanley/Kyle Capobianco | Dylan DeMelo |
Gänzlich unverändert dürften sich die drei Defensive-Pairings der Jets präsentieren. Alle Leistungsträger sind wieder mit an Bord und werden vom 27-jährigen Josh Morrissey angeführt. Für den Kanadier geht es in seine bereits siebente Saison mit den Jets, mit 166 Punkten ist er auch der derzeit punktbeste Dman der kanadischen Franchise – „all time“ liegt er hinter Dustin Byfuglien und Jacob Trouba auf Platz 3. Im gleichen Alter wie Morrissey ist Neal Pionk, der sich nach seinem Wechsel aus New York prächtig in das Team eingefügt hat. In drei Spielzeiten lieferte der US-Amerikaner 111 Punkte ab. Zusammen mit dem physisch sehr präsenten Brenden Dillon und Nate Schmidt werden Pionk und Morrissey die Top 4 der Jets-Defensive bilden. Diese Paarungen verfügen über alles was es braucht: Skills, Hockey-IQ aber auch das notwendige Sandpapier um gegnerische Lines auch mal an der Bande festzunageln. Komplettiert wird das D-Squad durch Dylan DeMelo und den 2m-Hühnen Logan Stanley. Neuzugang Kyle Capobianco wird die logische #7 sein, Nachwuchs-Verteidiger wie Ville Heinola und Dylan Samberg stehen bei Verletzungen bereit – beide standen bereits im Vorjahr für einige Spiele auf NHL-Eis.
Connor Hellebuyck war in den letzten Jahren immer ein grandioser Rückhalt für die Winnipeg Jets, doch in der vergangenen Saison haben sich seine Statistiken empfindlich verschlechtert. Die 91%ige Fangquote war die schlechteste seit der Saison 2016/17, sein Gegentorschnitt von 2,97 war sogar der schlechteste seiner NHL-Karriere. Zwar konnte der 29-jährige US-Amerikaner 29 Spiele gewinnen, 27 Niederlagen sind aber ebenfalls ein Karrierehöchstwert. Der Vertrag mit dem Torhüter läuft noch für zwei Jahre und ein potenzieller Nachfolger ist, zumindest in den eigenen Reihen, nicht unbedingt in Sicht. Im Sommer holte man den Finnen Oskari Salminen aus der liiga, es bleibt abzuwarten, wie er sich in Nordamerika zurechtfinden wird. Will Winnipeg wieder um die Playoffs mitkämpfen, dann muss Hellebuyck seine Zahlen verbessern – natürlich braucht er dafür aber auch Unterstützung durch seine Vorderleute. Für den Tschechen David Rittich werden die Jets nach Calgary, Toronto und Nashville der vierte Arbeitgeber. 70 seiner bisher 151 Einsätze konnte er gewinnen, als Backup ist der 30-Jährige eine brauchbare Option, es gibt aber definitiv bessere Goalie-Tandems in der Liga, ja, sogar in der eigenen Division.
Hockey-News Projection: Es bedarf einer Leistungssteigerung vieler Cracks und der Wechsel auf einen neuen Trainer ist auch nicht immer eine Garantie für umgehenden Erfolg. Noch dazu präsentiert sich die Central Division als sehr hart umkämpft. Für die Jets dürfte es auch heuer eng werden, eine verfrühte Sommerpause erscheint wahrscheinlicher als eine Rückkehr in die Playoffs.
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